SchwarzwaldSuper – Berge und Genuss im Superlativ

11.8.2024 SchwarzwaldSuper

Ein Rennradmarathon, ein absolutes Muss für Schwarzwaldfreunde, Höhenmeterfetischisten und Kuchenliebhaber.

Berichte von vorherigen Teilnahmen gibt es (noch) nicht. Daher müssen wir kurz die Chronik vervollständigen und vergangene Teilnahmen skizzieren.

2018: Der Captain suchte eine Alternativveranstaltung zum verregneten Bodenseeradmarathon. Und wurde fündig. Ein von Fahrradkurieren 2014 ins Leben gerufene Veranstaltung lockte ins Münstertal. Strecken von 100-265 km Länge und 3000-6500 zu absolvierende Höhenmeter. Dem Captain wurde angst und bange, entschied sich aber trotzdem für Bronze (110km, 3000hm). Wenn der Mundschenk den Bodensee umrundet hat, konnte er nicht erneut kneifen. Dank Kuchen und bestgelaunten Mitstreitern kam er sicher aber ziemlich erledigt an. Wurden je 3000 hm an einem Tag von Loire-Gloire absolviert?


2019: Begeistert vom Vorjahr schaffte es der Captain den Mundschenk, sowie Betram zur Teilnahme zu motivieren. Diesmal musste es Silber sein (175km, 4700hm). Der Mundschenk und Betram tasteten sich mit Bronze an die Herausforderung heran. Die Aussicht auf Kuchen und exzellente Verpflegung versetzte auch hier Berge. Gemeinsamer Start, jedoch am Blauen (2. Berg) musste der Captain das Tempo erhöhen, um Anschluss an die Silberfahrer zu bekommen- was mit dem Anschluss nur mäßig gelang. Die letzten 2 Berge Rinken und Oberried brachten den Captain und andere Pedaleure an ihre Grenze. Aber gegenseitiges Zureden und Motivieren ließen alle auch diese Herausforderung bewältigen. Auch die anderen zwei Pedaleure hatten die Verpflegungsstationen ausgiebig getestet und die Bronzestrecke souverän gemeistert.

-Coronapause-

2022: Nochmals startete der Captain für Silber. Und auch Betram unterstützte an den ersten 2 Bergen, musste dann aber terminbedingt vom Schauinsland heimrollen. Mit 2 Freunden von Betram ging es die Berge rauf und runter- ein schnell eingespieltes Team, welches bis zum Ziel zusammenhielt. Trotz Führungsarbeit war das 2. Mal Silberroute zwar immer noch anstrengend, aber deutlich einfacher als 2019.

2023: Dieses Jahr wechselte der Captain die Seite und lernte die Organisatoren der Veranstaltung ein wenig kennen. Ein sympathischer Haufen. Als Helfer geht es früh mit dem Rad ins Münstertal, um mit beladenem Transporter und anderen Helfern gegen 5uhr30-6uhr die Station am Kurhaus in Badenweiler aufzubauen. Die ersten Goldfahrer trafen gegen 6uhr30 ein und freuten sich auf Kaffee und Verpflegung. Knapp 1000 Fahrer die nächsten 2-3 Stunden zu versorgen verlangte vollen aber gutgelaunten Einsatz. Wieder zurück in Münstertal blieb der Captain bis ca. 20 Uhr und half bei der Registrierung der ankommenden Bronze-, Silber- und Goldfahrer. Plaketten und Urkunden wurden überreicht. Reihenweise Lob und glückliche Gesichter.

2024

Des Captains Werben hat ein Ende. Diesmal sagte auch der König zu, sowie Betram und Fred. Glücklicherweise meldete der König sehr früh alle an- zusätzliche Motivation, um im Frühjahr und Sommer trainieren zu müssen. Auf Grund eines Artikels im Magazin „Tour“ und der damit einhergehenden Werbung war die Veranstaltung 2 Wochen nach Anmeldestart bereits mit 1000 Teilnehmern restlos ausgebucht- so früh wie noch nie. Auch durch die durchweg positiven Stimmen, Einträge im Gästebuch, sowie Erzählungen und Lob von Teilnehmenden ist dieser Radmarathon immer beliebter geworden. Und wir können nur beipflichten: Streckentechnisch herausragend. Verpflegung kulinarisch einzigartig und ein super Organisationsteam sowie viele gutgelaunte Helfer. (Auch der Mundschenk hatte gute Absichten, musste aber der fehlenden Fitness Tribut zollen und seinen Platz wieder abgegeben.)

Wir machen einen Sprung an Anfang August und so langsam dämmert allen, auf was sie sich hier eingelassen haben.
Auch am Starttag und auf der Strecke ist noch nicht klar, ob es für alle die Silberroute sein soll, oder doch für den ein oder anderen Bronze. Dank der Streckenführung lässt sich diese Entscheidung lange hinausschieben.

Parkplatzsuche und Klogang, es geht etwas später als geplant auf die Strecke. Mit ca. 1200-1300 Startenden ist der kleine Ort Münstertal an seiner Kapazitätsgrenze (es wurde noch ein paar Startplätze zusätzlich bewilligt). Der Captain entscheidet sich gegen Teambekleidung und für sein vertrautes Trainingstrikot- trotz orangener Ärmel, der König grollt, setzt dem Captain aber zumindest ein Loire-Gloire Teamcappy auf.


Es geht los und der Captain ist motiviert die Mitstreiter die Berge hinauf und hinab zu führen. Die anderen sind geradezu erpicht darauf die vollmundigen Ankündigungen bezüglich der Verpflegung auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Es herrscht ein ehrfürchtiger Respekt vor der bevorstehenden Herausforderung. Wenn alles gut läuft: 185km, 4500 hm!! Streng nach Wattvorgabe der Leistungsmesser nehmen der König und Fred die Berge in Angriff. Nur nicht überpacen und nach der Hälfte einbrechen ist die Devise.

Gemütlich geht es den ersten Anstieg zum Haldenhof hinauf erste 2-stellige Steigungsprozente inklusive. In der Abfahrt passiert es: An letzter Position liegend übersieht Betram die Abzweigung zum Anstieg zur Unteren Stuhlsebene. Zusätzlicher Höhenmeter für Betram. Das nenne ich Einsatz. Der Rest ist erst etwas ratlos, beschließt dann aber am 2. Gipfel zu warten. 20-30 min vergehen bis die erste Station in Utzenfeld gemeinsam angesteuert werden kann.

Und es wurde nicht zu viel versprochen: Bei der Konfitürenmanufaktur Faller werden Säfte, Müsli, Quark, Käse, Brote, Marmelade, Honig, Kartoffelsuppe, Obst, Nüsse und natürlich Kuchen angeboten. Ein Vorgeschmack auf den heutigen Tag und alles wird ausgiebig probiert.

Der nächste Anstieg über Präg den Wacht-Pass hinauf- landschaftlich eine gelungene Streckenwahl, jedoch Dank rücksichtsloser Auto- und Motorradfahrer zum vergessen. Der Veranstalter informiert über eine Streckensperrung kurz vor Bernau: Unfall und Streckensperrung (Kollision zwischen Motorrad und Bus, wie sich später herausstellt mit tragischem Ausgang für Ersteren). Es überrascht leider nicht, bei der Fahrweise die manch motorisierter, zweirädriger Verkehrsteilnehmer hier an den Tag legt. Dank Rücksprache zwischen Veranstalter und Feuerwehr ist die Unfallstelle weiträumig über eine Schotterpiste zu umfahren. Alle Radler folgen vorbildlich den Anweisungen der Einsatzkräfte.

Richtung St.Blasien, die leicht abschüssig Strecke und fremder Windschatten laden zum Tempomachen ein. Bis in St.Blasien der König anruft- moment, war er nicht eben noch hinter mir??? Technischer Defekt an der elektronischen Schaltung. Wir müssen am Ortseingang St.Blasien eine Zwangspause einlegen. 20 min wird vergeblich versucht der Schaltung ein Zucken zu entlocken. Es hilft nichts. Der König schickt resigniert und schlecht gelaunt seine Mitstreiter weiter. Die Stimmung ist am Tiefpunkt. Werden wir überhaupt ankommen, wenn es so weiter geht?


5 min später klingelt erneut das Telefon: Frohlockend tut der König kund, dass die Gangschaltung sich wieder regt und er die Verfolgung aufgenommen hat. Alles wird gut!Und so kehren wir gemeinsam beim nächsten Halt an der Gemeindehalle in Ibach ein. Kulinarisch werden hier alle Register gezogen. Neben dem üblichen Angebot, wie Obst, Nüsse, Käse,…, kommen hier heiße Brägele frisch aus der Pfanne, abgerundet mit Bibiliskäs und Gurkensalat auf die Teller. Ebenso aufgebaut ein Kaffee&Kuchen-buffet- selbstgebacken von den Landfrauen Ibach. Doch nicht genug. Vor der Hitze geschützt gibt es in der Halle Schwarzwälder Kirschtorte! Nochmal: Es gibt Schwarzwälder Kirschtorte! Gibt es überhaupt einen Grund weiterzufahren?

Zwischen den Radlern entdecken wir einen alten Schulkamerad (Frank S.), der schon einige Kilometer und Höhenmeter mehr in den Beinen hat, ist er doch auf der Goldroute unterwegs.


Zu fünft geht es gemeinsam weiter. Aber in Todtmoos naht die Entscheidung, ob alle dem Captain und der Silberroute folgen, oder die Gruppe sich hier trennt. Die Vernunft sagt für manchen Bronze, auch die Zeit die wir bisher benötigt haben (Widrigkeiten inklusive) spricht für die kürzere Variante. ABER: Die Blöße will sich keiner geben und außerdem, so jung kommen wir nicht mehr zusammen. Und so wird die zusätzliche Schleife durch den Hotzenwald in Angriff genommen.
Frank S. und der Captain geben das Tempo vor und wir schießen gemeinsam durch die Wehraschlucht runter nach Wehr das es eine Freude ist. Da es bei diesem Marathon entweder rauf oder runter geht, nur selten ist es eben, folgt in der größten Hitze jenseits der 30 °C im Schatten der Anstieg mit den meisten Höhenmetern zum Hornbergbecken.

Auch hier erzeugen die Beine Leistung streng nach Wattvorgabe, und so veranlasst die Kombi Übersetzung-Trittfrequenz den Captain zu einem etwas schnelleren Tempo als die anderen. Für den Captain bleibt oben angekommen genügend Zeit bis ganz hoch zum optionalen Speicherbecken und weiter zur nächsten Station, an der er schon einmal das kulinarische Angebot prüft, bevor alle wieder vereint sind.

Die Sonne brennt. Abkühlung gibt es im Liftstübli Herrischried. Kulinarische Besonderheit hier: Flädlesuppe und Kartoffelsalat. Erfrischung durch ein alkoholfreies Freiburger Bierle: Ganter und Kulinarik, eigentlich ein Oxymoron. Aber Erfrischung ist Erfrischung und auch der Kuchen schmeckt in der kühlen Stube ausgezeichnet.

Der Captain hat seine Garmin-Technik nicht im Griff (die Autopause versagt heute), speichert mitten in der Aktivität und versaut sich eine durchgehende Streckenaufzeichnung. Dank König und Fred stehen aber exakte Daten zur Verfügung. Hinunter nach Görwihl /Tiefenstein und gleich wieder aufwärts. Die Strecke mäßig ansteigend, aber lange bergauf im engen Tal der Alb sowie des Ibenbach: ein Traum. An der Freiwaldkapelle (und gegenüberliegender Hütte) bittet womöglich der ein oder andere Fahrer um göttlichen Beistand für die verbleibenden Anstiege und Abfahrten. Auf alle Fälle ein weiterer Stempelnachweis im Fahrtenbuch.

Flott geht es hinunter nach Todtmoos zurück an den Ausgang der Hotzenwaldschleife. Die einzelnen Pässe und Abfahrten beginnen in der Erinnerung zu verschwimmen.
St. Antonin Pass. Aufgrund der Hitze hat der Veranstalter am Beginn der Steigung nochmal spontan einen Camper mit reichlich Wasserflaschen positioniert. Klasse! Hinunter nach Häg. Rauf nach Ehrsberg. Bertrams kurzer Einbruch im Ibenbachtal/Freiwaldkappe scheint überwunden. Die Aussicht auf die nächste Station beflügeln ihn und er fährt gemeinsam mit dem Captain voran Häg-Ehrsberg hinauf und dem Festschopf Ehrsberg entgegen.

So langsam werden wir alle wahnsinnig!

Deftige Verpflegung in Form von Maultaschen (vegetarische Variante inklusive) Karottensalat, Tofuschnitten, Schinken und ein Cola-Zucker-Coffein-schub sind genau das Richtige. Ein Goldfahrer am Tisch scheint Anstrengung und Hitze nicht gut vertragen zu haben. Er redet seltsames Zeug. Da die Pause schon etwas andauert, beschließen wir, aufzubrechen. Es sind zwar nur noch zwei Abfahrten und ein knackiger Anstieg zu bewältigen, aber so langsam neigt sich der Tag dem Ende entgegen und die Sonne steht schon bedrohlich tief und die Schatten werden lang.

Rurzes Rollen oberhalb des Wiesentals. Was für eine Aussicht.

Nach kurzer Absprache schießt der Captain voran ins Wiesental. Sein Plan ist, im Tal nicht zu warten, sondern den letzten Anstieg Hohtann inklusive optionalem Anstieg auf den Belchengipfel in Angriff zu nehmen und zwar so, wie es seine doch recht frischen Beine noch hergeben. So sollte es kaum Zeiteinbußen geben, während die anderen die offizielle Strecke zum Hohtann erklimmen. Reihenweise werden die Fahrer im Anstieg überholt- keine Überraschung, sind hier sicherlich auch einige Goldfahrer am Ende ihrer Kräfte unterwegs. An der Abzweigung zum Belchen wird es schon gefährlich dämmrig und nur eine handvoll anderer Fahrer begegnen dem Captain auf den extra 300 hm. Anerkennendes Zunicken. Mit dem letzten Licht ist der Gipfel erreicht und der Captain ist froh eine Lampe am Rad zu haben. Kurze Abfahrt und die letzten 2 km zum Hohtann. Jetzt sieht man bekannte Gesichter, die man über den Tag häufiger getroffen hat. Kurz vor den letzten Höhenmetern und der Gewissheit es zu schaffen wird gespaßt und gelacht. Wie eine langgezogene Perlenkette aus Lichtern erscheinen die Radler in der Dunkelheit.

Eine kluge Krafteinteilung den Tag über hat genug Reserven zurückgehalten. Und so haben die Loire-Gloire Mitstreiter unterdessen den Pass im Eiltempo erklommen und entschieden, in der Dunkelheit/Restlicht gleich gen Ziel weiterzufahren. (Fehlender Empfang erschweren die Kommunikation).

In Begleitung fährt der Captain mit Licht aber im gemäßigtem Tempo ins Münstertal dem Ziel entgegen. Dank Streckenkenntnis ist der Zustand der Straße bekannt und dennoch, die Schlaglöcher im Dunkeln sind leicht zu übersehen. Unten in Münstertal sind die Loire-Gloire Heroen schon heil und erleichtert im Ziel angekommen und kurz darauf darf auch der Captain Plakette und Aufkleber im entgegennehmen.


Alle Silber. Ein weiterer Triumpf für Loire-Gloire!

Da für manche noch eine etwas längere Heimfahrt ansteht, verweilen wir nicht lange und machen uns auf den Heimweg. Bei Betram angekommen bemerkt der Captain sein Handy auf dem Autodach. Nach 30 km auf dem Dach. Glück gehabt. Da scheint wohl mehr Blut in den Beinmuskeln statt im Kopf beim Einpacken und Räderverstauen gewesen zu sein. Auch die Radbrille blieb am Parkplatz auf der Strecke. Konnte jedoch Dank ehrlichem Finder im münstertäler Fundbüro kurz darauf wieder abgeholt werden.

Wie immer bis zur nächtsen Aussfahrt!